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Reflektieren, Lernen und Planen beim Laufen #SunriseRun

Gedanken über Leadership, Offiziere und das Joggen. Und wäre ich wirklich ein Läufer, wäre ich ein sehr langsamer Emil Zátopek.

Heute morgen war es endlich wieder soweit. Sogar mehr als fünf Kilometer schaffte ich beim Joggen. Nach zwei langen verletzungsbedingten Zwangspausen fing ich im August wieder an zu laufen. Die Kondition ist dahin, und derzeit schaffe ich es maximal ein Mal in der Woche. Doch das Joggen ist mehr als Joggen.

Beim Joggen schalte ich ab und genieße die Landschaft, die Pflanzen und die Tiere. Nicht lange jedoch und mein Kopf fängt an, Gedanken zu kneten. Der Wiederanfang im August fiel mir schwer, aber genau auf so etwas will ich nicht verzichten:

I think this is an overlooked pleasure in this busy world, and one of the best times to both reflect on the lessons of yesterday and strategically think about the day that lies ahead.

As the sun peeks over the horizon, we are all sitting in front of a clean slate. The day ahead presents us with a canvas of unlimited potential and no mistakes. Do you think of it this way? Do you take time to ponder the decisions of days gone by and deliberately determine ways to improve? If you do not take the time to reflect on days gone past, decisions made, opportunities both exploited and missed…how can you realistically expect to improve your leadership skills?

( Chris R Stricklin: Leadership Lessons on a #SunriseRun )

SunriseRun: Sunrise
SunriseRun: Sunrise

Chris R Stricklin ist Soldat, genauso wie John E. Michel und viele andere, die auf General Leadership bloggen. Leadership? Soldaten? Sind das dort nicht diese Betonköpfe, die rumschreien und ihre Untergebenen herumkommandieren?

Ja, die gibt es auch. Aber viele dieser „herumschreienden Betonköpfe“ sind Leader und nicht nur Kommandierende. Wer Offizier war, der sollte wissen, dass wir unser Leben niemandem anvertrauen möchten, der uns nicht freiwillig und gerne folgt. Leadership ist etwas, das früher als angeboren verstanden wurde. Ich glaube, dass zwar eine gewisse Befähigung dazu gehört (ob genetisch oder sozialisiert sei dahingestellt), dass Leadership aber gelernt werden kann.

Warum sonst sollten sich auch die ganzen Offizierschulen dieser Welt die Mühe machen, Offiziere nicht nur mit Wissen vollzustopfen sondern auch sie zu Offizieren auszubilden? In modernen Streitkräfte sollte kein Platz für Betonköpfe sein, auch wenn es sie immer noch gibt und sie sich immer wieder (leider zu gut) durchwurschteln. Genauso, wie das auch viele Betonköpfe in der „freien Wirtschaft“ tun.

Gute Führer (oooooooh, dieses Wort im Deutschen) sind nicht gut (für ihre Organisation, die Gemeinschaft, das Team), weil sie eine Position oder eine Funktion inne haben. Oder weil sie am lautesten per Order Mufti schreien. Oder weil sie die ihnen vorgegebenen „Objectives“ per Druck und EPa auf ihre Mitarbeiter, Teamkollegen und Kameraden durchdrücken. Oder weil sie sich situativ am besten durchwurschteln. Gute Führer sind agil und vereinigen viele Eigenschaften und viel Können, um das Team rollenorientiert voranzubringen.

Ziel ist es, das Team und die Einzelperson, zu befähigen, einen guten Job zu machen. Das Konzept der agilen Führung kommt aus der Softwarebranche. Im Kern definiert es Rollen anstatt Funktionen. Die Führungskraft ist also nicht Hauptabteilungsleiter, sondern hat die Rolle des Scrum Masters. Dies ist der Hauptunterschied: Führung wird auf diese Art und Weise entpersonalisiert. Der Rolle sind Aufgaben zugeschriebe. Es ist nicht die Person, die kraft einer Funktion Macht ausübt.

( Svenja Hofert: Eine kurze Geschichte der Führung )

Nein, das wird jetzt keine Abhandlung darüber, was das für Eigenschaften sind, und was ein guter Offizier und guter Führer im Allgemeinen können soll. Doch ich bemerke, dass viele Offiziere wie Stricklin und Michel schon lange aus dem Bild des taffen, distanzierten Offiziers heraustraten und offen kommunizieren. Das bedeutet in unserer Zeit, dass sie auch bloggen und twittern. Sie wurden zu einer „Marke“, indem sie ihre Reputation aufbauten. Ihre Reputation bauten und bauen sie auch auf, indem sie Erfahrungen weitergeben und Erfahrunen austauschen – beispielsweise wie Stricklin über Führung:

Half of our time should be reflecting on our decisions gone by, the second and third order effects of those decisions and indecisions and strategic-level thinking about the future of both our organization and ourselves. Now, this may sound selfish, but who most benefits from your refinement of your leadership skills? Arguably you, but also the organization that pays you to be a leader.

Daraus lässt sich nicht nur für Leadership etwas ableiten sondern auch im Allgemeinen über das Arbeiten: Es geht nicht nur um das Ausführen, die „Execution“. Es geht auch darum, Getanes oder Erlebtes zu reflektieren, daraus zu lernen und und dann (neu) zu planen. Ich schaffe das mit am Besten beim Joggen. Deswegen hat mir das Joggen in den Laufpausen dieses Jahr so gefehlt. Genau deswegen (Stricklin):

I can get lost with my thoughts while conditioning my body for the adventure which lies ahead. It is my personal 45 minute get-away wherever I am in the world. It is where I mentally write my next article and determine how my leadership style needs to evolve. It is where I pat myself on the back for successes, and kick myself in the rear for opportunities not fully engaged. It is the time I slow my jog as a reward for good leadership and punish bad decisions with sprints longer than I should.

Heute morgen beim Laufen habe ich den Sonnenaufgang gesehen. Ich habe auf Selzen geschaut, meinen Schatten gesehen und reflektiert.

SunriseRun: Zwischen den Feldern
SunriseRun: Zwischen den Feldern
SunriseRun: Selzen
SunriseRun: Selzen

Dann traf ich eine ältere Lady, die ihren Hund an der Selz spazieren führte. Wir unterhielten uns eine kurze Weile und sprachen über die Schafe, die manchmal viel zu schnelle Welt, und darüber, dass Vielen Aufregung vor Nachdenken geht.

SunriseRun: Schafe
SunriseRun: Schafe

Beim Joggen finde ich die Ruhe zum Reflektieren, Lernen und Planen.

Wie findet Ihr die Ruhe dazu – oder braucht Ihr dazu keine Ruhe?

P.S.: Das Auspowern macht mir zwar Spaß, aber wäre ich wirklich ein Läufer, wäre ich ein Emil Zátopek. Allerdings ein sehr langsamer Zátopek.

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Von Der Schreibende (Frank Hamm)

Der Schreibende (* 1961 in Ingelheim am Rhein als Frank Hamm) ist Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessen, Autor und Wanderblogger | #Blogger, #Jogger, #SunriseRun & #Wandern | #Rheinhessen & #Hawaii Fan. Ich lebe in der Ortsgemeinde Selzen in #Rheinhessen, ca. 15 km südlich von #Mainz. Beiträge dieses Blogs werden automatisch im Fediverse als @frank@derschreiben.de geteilt. Kommentare erscheinen nach Freischaltung beim Blogartikel. Als Person findest Du mich im Fediverse unter DerEntspannende@Digitalcourage.social. Im Blog Der Entspannende berichtet ich über das Entspannen bei Wandern, Genuss und Kultur.