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Höflichkeit und Respekt (SR 15)

…doch weiter kommst Du ohne ihr.

Handy. Die Inkarnation des Bösen. Smartphone. Die Hölle auf Erden. Mit dem Aufkommen des Handys polarisierte das Handy die Menschen in Hasser und Verliebte. Meistens sind die Menschen beides.

Das waren noch Zeiten, als die ersten Vertriebler mit ihrem C-Netz-Mobiltelefon unterwegs waren. Es waren noch keine “Handys”, die sie in ihre Hand nehmen und damit überall locker drauflostelefonien konnten. Es ware Kästen, die wie ein schwerer Aktenkoffer im Auto ihre Residenz hatten. Man musste sich vorbereiten auf das Telefonat (Kofferraum auf, rausnehmen, schleppen, ruhigen Platz finden) und dann konzentrieren auf das Telefonat. Es war ein Akt der Konzentration und des Fokussierens auf das Wesentliche. Teuer war so ein Gespräch nämlich auch.

Heute ist das Smartphone überall dabei und schnell gezückt. Und es ist eigentlich kein Smartphone sondern ein Smart, mit dem man auch noch telefonieren kann. So ganz nebenbei. Eben.

Deswegen ignorieren Menschen gerne andere Menschen, weil sie unbedingt jetzt, sofort etwas so ganz nebenbei tun wollen. Tun sie aber nicht. Menschen sind nicht fürs Multitasking gemacht. Auf der Flucht vor dem Sägezahntiger mal schnell den Kumpel anrufen (“Stell schon mal ne Kiste Bier bereit!”). Geht gar nicht. Aber im Zug auf der Fahrt: Jederzeit. Oder gleich über den neuen Kunden herziehen und wie der sich über den Tisch hat ziehen lassen.

Manchmal habe ich das Gefühl, solche Gespräche führen Menschen nicht mit dem Menschen am anderen Ende des Internets sondern mit sich selbst und für das Publikum rundherum (“Hört mal, was ich für ein toller Hecht bin, dem Kunden hab ichs aber gezeigt!”). Oder sie zeigen es dem Publikum gleich auch noch. Den Vertrag locker vor sich neben dem Notebook oder Tablet. Dabei nicht “telefoniert” sondern zeitgemäß wirklich über dieses Internet mit Skype. Die Welt ist Dein Publikum.

In der Besprechung zeig ichs mal dem Boss. So ganz nebenbei und indirekt signalisiere ich ihm, wie langweilig das Meeting ist. Dass das gar nichts bringt. Dem Kollegen schicke ich schnell eine Whatsapp und lästere über die miese Präsentation und vor allem die Art, wie der von der Agentur sie abspult. Der Kollege sitzt… mir gegenüber und antwortet nicht. Weil er eine wichtige Nachricht von einem Geschäftspartner beantwortet.

Ich bin gar nicht da. Ich zeige allen, was ich gerade smarte. Ich rede mit meinem Smart und nicht meinen Freunden auf der Geburtstagsfeier. Die Kassiererin soll gefälligst warten, bis ich meine SMS gesmst habe. Ich kann Multitasking beim Gehen und gehe spielend jeder Straßenlaterne aus dem BOING! Tolles YouTube-Video, das müsst Ihr alle hören, auch wenn Ihr es nich sehen könnt. Guck mal, was für ein oller Typ, den ich da fotografiert und auf Facebook getaggt habe.

Mir sind die anderen egal. Eigentlich nicht. Eigentlich will ich den anderen zeigen, was ich für ein toller Typ bin. Deswegen bin ich unhöflich, respektiere die Personen nicht. Ich mache, was mir gefällt, solange ich damit durchkomme.

Aber mein Kollege ist ganz schlimm. Als wir letztens im Meeting waren und ich meine tolle Präsentation abgezogen habe, da hat der glatt die ganze Zeit über mit seinem…

Höflichkeit ist eine Zier…

…doch weiter kommst Du ohne ihr.

Roulette-Gelesen in 2 Minuten, Roulette-Geschrieben in 17 Minuten.

P.S. Jetzt hat es CIO.de doch noch einmal in mein Schreibroulette geschafft. Ich überlege, ob ich den Feed nicht doch rauswerfen soll. Oder ob ich ihn in meinem Feedreader lassen soll, damit ich für Notfälle immer etwas habe, um mich wechselweise zu amüsieren oder aufzuregen.

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Von Der Schreibende (Frank Hamm)

Der Schreibende (* 1961 in Ingelheim am Rhein als Frank Hamm) ist Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessen, Autor und Wanderblogger | #Blogger, #Jogger, #SunriseRun & #Wandern | #Rheinhessen & #Hawaii Fan. Ich lebe in der Ortsgemeinde Selzen in #Rheinhessen, ca. 15 km südlich von #Mainz. Beiträge dieses Blogs werden automatisch im Fediverse als @frank@derschreiben.de geteilt. Kommentare erscheinen nach Freischaltung beim Blogartikel. Als Person findest Du mich im Fediverse unter DerEntspannende@Digitalcourage.social. Im Blog Der Entspannende berichtet ich über das Entspannen bei Wandern, Genuss und Kultur.