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Über Geburtstagsgeschenke und meine Wunschliste

Gemeinsam an einem Abend eine Flasche Whisky zu vernichten, dafür braucht es keinen Geburtstag. Dafür reicht ein guter Freund.

Letzte Woche hatte ich Geburtstag. Ich pflege keine Riesen-Feiern zu veranstalten. Fürs Wochenende hatte ich ein paar engere Freunde zum Feiern eingeladen. Es gab verschiedene Salate, und ich warf den Grill an.

Engine room: All engines full throttle, warp speed! Yes, Sir! (Broil King)
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Im Vorfeld, als ich die Freunde anrief und einludt, hörte ich dann oft Fragen wie „Was wünschst Du Dir zum Geburtstag?“ oder „Hast Du eine Wunschliste?“ Was mich früher nervte, als ich andere fragte, das antwortete ich dieses Mal so wie in den letzten Jahren bereits:

Ähm, nö. Ich habe eigentlich keinen Wunsch.

Auf Nachfragen bekannte ich dann, eine Amazon-Wunschliste zu haben. Genau genommen habe ich mehrere. Aber bis auf eine sind sie privat und dienen nur als Speicher für mich. Meine öffentliche Wunschliste ist dann für so seltene Fälle, wenn mir jemand etwas schenken will und (genau!) nach einer Wunschliste fragt. Darauf sind hauptsächlich Gadgets, die nicht dringend sind, die nützlich wären.

Ich kann mich noch an die Geburtstagsfeiern meine Eltern in den Siebzigern und den Achtzigern erinnern. Da gab es dann haufenweise Schüsseln, Teller, Platten, Vasen. Alles, was dann in den Schränken oder auf irgendwelchen Plätzen herumstand und doch nur Platz wegnahm. Thermoskannen waren auch mal schwer in. Meine Eltern waren beide – so wie fast alle Freunde und Bekannte – Arbeiter, die sich in Fünfzigern und Sechzigern hochgearbeitet haben in ihrer Arbeit. Ein Haus, ein Auto, die Wohnungseinrichtung, endlich mal ein Urlaub. Da waren es Anfangs genau die richtigen Geschenke, die man sich für den Haushalt nämlich nicht selbst kaufen musste.

Doch irgendwann hatten meine Eltern alles schon mal bekommen. Und bekamen sowas nochmal. Und nochmal. Das war dann schon mehr als lästig. Aber es war so etwas wie eine Geschenke-Kultur, gegen die kaum jemand zu verstoßen wagte. Irgendwann in den Achtzigern nahm „der Geschenke-Hype“ doch ab. Meine Mutter gab die Parole aus:

Nichts, was anstaubt.

Also nur Vergängliches, das man einfach mal genießen konnte. Gutscheine für den Blumenladen wurden immer gerne genommen, nachdem klar wurde: Für 20 Blumensträuße am Geburtstag gab es meist nicht genügend Vasen, und die Entsorgung nach wenigen Tagen war auch lästig. Zeugs zum Essen (haltbar!) und Trinken war auch okay. Aber meine Eltern wollten auch nicht wochenlang die ungarische Salami vertilgen (vor allem, weil das mein Vater dann alleine übernehmen musste). Irgendwann dann vor einigen Jahren gab es eine neue Parole:

Keine Geschenke!

Es gab immer wieder Unbelehrbare, die das ignorierten – auch meine Mutter. Inzwischen ist meine Mutter 81 Jahre jung und hält sich strikt daran (so ziemlich).

Jetzt endlich, mit 55 Jahren, stehe ich davor, auch die Parole „Keine Geschenke!“ auszugeben. Die allerbeste aller Ehefrauen und ich halten es unter uns schon länger so (und wir beide verstoßen hartnäckig immer wieder dagegen).

Aber der Kernpunkt ist der: Ich brauche nichts! Natürlich könnte ich mit der einen oder anderen Million etwas anfangen. Aber tatsächlich bin ich glücklich. Wenn ich etwas brauche, dann bin ich in der Lage, es mir zu kaufen. Klamotten, Gadgets. Zeugs. Wirklich teures Zeugs ist auch nichts, was zum Schenken dient. Ich bin der glücklichen Lage, mir das kaufen zu können, was ich brauche oder mir einmal gönne. Millionen Menschen sind nicht in der Situation.

Whisky und Marille et al.
Whisky und Marille et al.

Von meinen Gästen bekam ich beispielsweise:

  • Dalmore Highland Single Malt Scotch Whisky. Staubt garantiert nicht an. Der Schuldige und ich erinnern uns noch gerne mit Grauen an den Morgen nach einen Whisky-Abend, an dem …
  • Trio zum Trinken aus alter Marille, alte Haus-Zwetschge, Alte Williams-Christ-Birne (staubt garantiert nicht an). Eine wunderbare Überraschung.
  • Wasserkocher mit vorwählbarer Temperatur (aus meiner Wunschliste, ist ein Wasserkocher ein Gadget?). Wird regelmäßig genutzt, staubt also nicht an. Der alte Wasserkocher funktioniert noch einwandfrei und geht an eine Flüchtlingsfamilie in Selzen.

Das sind alles Sachen, die nicht anstauben. Nette Dinge, die ich entweder genieße (vor allem mit Freunden) oder die ich wirklich benutze. Aber eigentlich wirklich brauchen im Sinne von benötigen tue ich sie nicht. Ich freue mich darüber.

Aber für nächstes Jahr nehme ich mir vor, diese Parole auch für meine Freunde auszugeben.

Keine Geschenke! Ich habe keine Wünsche.

Gemeinsam an einem Abend eine Flasche Whisky zu vernichten, dafür braucht es keinen Geburtstag. Dafür reicht ein guter Freund.

P.S. Über den Whisky habe ich mich dennoch sehr gefreut. Jetzt müssen wir beide nur noch einen Termin den nächsten Whisky-Abend finden. Ich freue mich schon darauf. Mal sehen, wie der Morgen danach wird 😎

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Von Der Schreibende (Frank Hamm)

Der Schreibende (* 1961 in Ingelheim am Rhein als Frank Hamm) ist Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessen, Autor und Wanderblogger | #Blogger, #Jogger, #SunriseRun & #Wandern | #Rheinhessen & #Hawaii Fan. Ich lebe in der Ortsgemeinde Selzen in #Rheinhessen, ca. 15 km südlich von #Mainz. Beiträge dieses Blogs werden automatisch im Fediverse als @frank@derschreiben.de geteilt. Kommentare erscheinen nach Freischaltung beim Blogartikel. Als Person findest Du mich im Fediverse unter DerEntspannende@Digitalcourage.social. Im Blog Der Entspannende berichtet ich über das Entspannen bei Wandern, Genuss und Kultur.

3 Antworten auf „Über Geburtstagsgeschenke und meine Wunschliste“

Lieber Göga 🙂
solange der Morgen danach nicht wie der letzte Morgen danach wird …. ist alles o.k. 🙂
*kicher* Spaß beiseite… der Whiskey-Abend sei dir gegönnt – von Herzen 🙂

Kommentare sind geschlossen.