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Zurechtfinden in der Gesellschaft (SR 360)

In der Küche, am Strand, in der Vereinskneipe oder im Enterprise Social Network virtuell und doch ganz lebensnah im Unternehmen.

Teddy lebt seit 46 Tagen in Kanada und schreibt über sein Einleben in einem anderen Land (so vermute ich). Er fragt sich, ob die geraden Hausnummern auf der einen und die ungeraden Hausnummern auf der anderen Straßenseite sind.

Die Frage hat er inzwischen beantwortet. Es ist wie bei uns in Deutschland. Doch es hätte anders sein können. Die Sache mit der Organisation von Straßen scheint eine kleine Sache zu sein. Doch es gibt viele Möglichkeiten, ein System aufzubauen. In Mannheim beispielsweise sind die Straßen wie ein Schachbrett aufgebaut mit Buchstaben in der horizontalen und Nummern in der vertikalen Richtung. Eine Straße heißt dann beispielsweise G4. Kein Dichter, kein berühmter Bürger als Straßenname. Einfach streng logisch.

Zumindest in der Innenstadt. Wer in der Innenstadt Mannheims aufwachsen würde und die ersten Jahre nicht heraus käme, der wäre auf Erzählungen und Berichte der Erwachsenen angewiesen. “Weißt Du, da draußen ist das mit den Straßen anders. Letztens habe ich einen Bericht gelesen…”. Das Kind würde grübeln und es vielleicht vollkommen abwegig finden. Denn woher soll man schließen, wo man ist und wohin man will, wenn man in einer Doktor-Schubert-Straße ist? Die da draußen sind seltsam.

In der Mainzer Innenstadt hätte man als Kind zumindest so etwas wie ein minimales Orientierungssystem. Die Straßenschilder parallel zum Rhein sind blau, und die Straßenschilder, die vom Rhein weg führen, sind rot. Oder ist es umgekehrt? Selbst ich, der ich in nur etwa 20 Minuten mit dem Auto in der Mainzer Innenstadt bin, weiß es jetzt nicht. Es ist mir nicht so wichtig. Aber früher, als ich die unterschiedlichen Farben der Straßenschilder zum ersten Mal bemerkte, habe ich lange gegrübelt und den Grund dafür nicht herausgefunden. Irgendwann (damals gab es noch kein Google) erzählte es mir jemand.

“Wir machen das hier genau so”, “Also das steht zwar nirgendwo, aber gegen 15 Uhr treffen wir uns von der Abteilung in der Kaffeeküche”, “Um Himmels Willen, du kannst doch nicht einfach zum Managing Director von dem anderen Geschäftsbereich gehen”. Das sind Verhaltensweisen “wie man das so macht”. In den letzten 20 bis 30 Jahren hat man versucht, diese Dinge in Dokumente zu fesseln.

Aber eine Kultur lässt das nicht mit sich machen, denn die Menschen sind die Kultur. Eine Kultur besteht aus geschriebenen und aus ungeschriebenen Gesetzen. Oft sehen wir nur die Spitze des Eisberges und fragen uns: Warum ist die Spitze jetzt genau so, und was verbirgt sich darunter?

Deswegen ist es so schwierig, als sich Fremdling, Neuling oder Besucher in einer Kultur zurechtzufinden. Es wird einfacher, wenn man die Unterhaltungen von anderen mithören oder mitlesen kann. Wenn man Fragen stellen kann. Wenn man Freunde oder gute Bekannte hat, die einem die Kultur erklären kann. Und diese Freunde oder Bekannte und Du selbst formen die Kultur. In Deiner Stadt, Deinem Land, Deinem Unternehmen.

Deswegen ist es so wundervoll, sich mit den anderen Personen einer Kultur über die Kultur zu unterhalten. Oder über Aufgaben. Und dabei zu lernen und dabei selbst Informationen und Wissen weiterzugeben.

Früher nannte man es Lagerfeuer, später war es die Küche oder die Kneipe von nebenan. Jetzt ist es ein Social Network.

In der Küche, am Strand, in der Vereinskneipe oder im Enterprise Social Network virtuell und doch ganz lebensnah im Unternehmen.

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Von Der Schreibende (Frank Hamm)

Der Schreibende (* 1961 in Ingelheim am Rhein als Frank Hamm) ist Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessen, Autor und Wanderblogger | #Blogger, #Jogger, #SunriseRun & #Wandern | #Rheinhessen & #Hawaii Fan. Ich lebe in der Ortsgemeinde Selzen in #Rheinhessen, ca. 15 km südlich von #Mainz. Beiträge dieses Blogs werden automatisch im Fediverse als @frank@derschreiben.de geteilt. Kommentare erscheinen nach Freischaltung beim Blogartikel. Als Person findest Du mich im Fediverse unter DerEntspannende@Digitalcourage.social. Im Blog Der Entspannende berichtet ich über das Entspannen bei Wandern, Genuss und Kultur.