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Randy Pausch (SR 450)

Auf die Kunst zu wissen, was wann warum zu tun ist. Ich hoffe, sie am Ende zu erkennen.

Heute morgen ist mein zweites Schreibroulette. In meinem Feedreader stand als oberstes ein Artikel von Stephan List im Toolblog. Lustigerweise hatte ich den entsprechenden Tweet von Stephan gerade retweetet. Im Artikel geht es um das Zeitmanagement von Randy Pausch.

Im Hintergrund läuft auf Last.fm Musik von Andreas Vollenweider. Hier in Byword schreibe ich drauf los. Eigentlich will ich losschreiben, aber ich finde keinen Anfang. Das mag daran liegen, dass ich an meinen Vater denken muss. Mein Vater starb vor eineinhalb Jahren an einem Glioblastom. Elf Monate kämpfte er einen Kampf, der nicht zu gewinnen war. Randy Pausch kämpfte ebenfalls einen Kampf, der aber vielleicht zu gewinnen gewesen wäre. Er hatte Bauchspeichelkrebs, ebenfalls ein sehr aggressiver Krebs.

Randy Pausch war ein Professor mit vielen Amibitonen und vielen Interessen. Eines seiner Themen war das Zeitmanagement. Das entsprechende Video auf Stephan Lists Seite habe ich vor längerem schon einmal gesehen, genauso wie Randy Pauschs “Final Lecture”. Das war lange, bevor mein Vater an Krebs erkrankte. Dennoch hatte mich Randy Pauschs letzte Vorlesung ergriffen. Professoren bekommen oft die Gelegenheit einer letzten Vorlesung, um sich zu verabschieden. Normalerweise ist dies jedoch eine Verabschiedung aus dem aktiven Forschungs- oder Vorlesungsleben und nicht, um sich aus dem Leben an sich zu verabschieden.

Bei Randy Pausch war zu diesem Zeitpunkt klar, dass er nicht mehr lange leben würde (so meine Erinnerung). Er hielt keine klassische Vorlesung über ein Forschungsthema oder über ein wissenschaftliches Thema. Sein Thema waren Träume, seine Träume. Was er erreichen wollte und wie er es erreichen wollte. Er hatte eine für mich humoristische und doch – oder auch gerade deswegen – sehr bewegende Art. Er sprach beispielsweise von Captain James T. Kirk, den er dann irgendwann tatsächlich getroffen hatte (William Shatner).

Ich kannte auch einmal einen Captain James Kirk. “Mein” Captain Kirk war damals bei der NATO und prüfte mich bei TacEvals (Tactical Evaluation) zu meinen Fähigkeiten und Reaktionen als Feuerleitoffizier. Er war ein harter aber gerechter Prüfer. Was mich aber sehr beeindruckt und auch geprägt hat, war seine Sichtweise. Sie war nicht absolut sondern von Verständnis und Lehre geprägt. Er erfasste nicht nur meine Fehler sondern er fragte mich auch, warum ich so oder so entschieden hatte. In dem einen oder anderen Fall hat mir das (beziehungsweise meine Antwort) die Bewertung gerettet. Im Ernstfall hätte ich vielleicht ein NATO-Flugzeug fälschlicherweise abgeschossen, aber durch die anschließende Manöverkritik lernte ich sehr viel und fühlte mich viel besser für den Ernstfall gerüstet.

In meiner Tätigkeit als Feuerleitoffizier führte ich eine Kampfbesatzung, die unter meiner Führung mit Radargeräten und Raketen feindliche Flugzeuge abwehren sollte. Die jährlichen TacEvals waren die “Krönung”, auf die wir uns monatelang vorbereiteten. Für mich als zu Beginn 22-Jährigem war das eine große Herausforderung. Meine Kameraden halfen mir mit ihrer Erfahrung. Kameraden, das waren Vorgesetzte, Gleichgestellte und Untergebene. Sie halfen mir mit technischen Einschätzungen, mit Führungseinschätzungen aber auch damit, wie man seine Besatzung auf Prüfungen vorbereitet. Sie halfen mir zu planen und zu unterscheiden, was wichtig ist und was nicht.

Mir fiel es am Anfang schwer, anscheinend (für mich) wichtige Aufgaben liegen zu lassen und andere Aufgaben vorzuziehen. Was ich aber im Laufe der Zeit lernte, war, dass die Basis zu legen oft wichtiger ist als ein kurzfristiges Ziel zu erreichen. Ein Ziel zu erreichen ist oft nur ein kurzes Aufatmen und bringt weder wirklichen Spaß noch wirklichen Erfolg. Manchmal muss man grundsätzliche Dinge einfach tun, auch wenn etwas liegen bleibt. Damit man gerüstet ist für die Zukunft. Manchmal muss man auch etwas vorziehen, weil das mehr Spaß macht als tröge Aufgaben. Die Kunst zu wissen, was wann warum zu tun ist… ich glaube, das erkennt man erst am Ende.

Randy Pausch hat möglicherweise diese Kunst in seinem Leben gewonnen, zumindest hatte ich den Eindruck. Bei meinem Vater glaube ich dies ebenfalls, auch wenn er ein sehr stiller und eher introvertierter Mensch war.

Auf die Kunst zu wissen, was wann warum zu tun ist. Ich hoffe, sie am Ende zu erkennen.

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Von Der Schreibende (Frank Hamm)

Der Schreibende (* 1961 in Ingelheim am Rhein als Frank Hamm) ist Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessen, Autor und Wanderblogger | #Blogger, #Jogger, #SunriseRun & #Wandern | #Rheinhessen & #Hawaii Fan. Ich lebe in der Ortsgemeinde Selzen in #Rheinhessen, ca. 15 km südlich von #Mainz. Beiträge dieses Blogs werden automatisch im Fediverse als @frank@derschreiben.de geteilt. Kommentare erscheinen nach Freischaltung beim Blogartikel. Als Person findest Du mich im Fediverse unter DerEntspannende@Digitalcourage.social. Im Blog Der Entspannende berichtet ich über das Entspannen bei Wandern, Genuss und Kultur.

2 Antworten auf „Randy Pausch (SR 450)“

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