Ende April waren die allerbeste aller Ehefrauen und ich auf Hawai’i. Kaum etwas war uns ferner als das deutsche Fernsehen. Auch nicht “Neues aus der Anstalt”, was ich gerne auch mit den neuen Kabarettisten Uthoff und von Wagner sehe. Aber nicht auf Hawai’i. Und irgendwie auch nicht die Sendung vom April im Nachhinein.
Ein Vierteljahr später irritieren mich verschiedene Meldungen in diesem Social Web, die auf eben jene Sendung hinweisen, und irgendwie taucht das harsche Wort “Zensur” des Öfteren dabei auf. Zensur ist ein hartes Wort, denn für mich bedeutet es, dass ein Staat in die Pressefreiheit eingreift. Nun, inzwischen bin ich es ein bisschen gewohnt, dass dieses Social Web dieses Wort eigentlich immer dann schnell benutzt, wenn jemand eine Information verschwinden lassen will.
Genau dies ist das Anliegen von Jochen Bittner und Josef Joffe. Beide lese ich ebenso gerne, wie ich die Anstalt sehe. Bittner und Joffe sind Herausgeber der Zeit, die ich aufgrund ihrer Art der Berichterstattung und Meinungsausgewogenheit als Medium schätze. Nun scheinen die beiden Kabarettisten in der Anstalt eine kabarettistische Berichterstattung über die beiden Zeit-Herausgeber in genau jener Sendung von Ende April vorgenommen zu haben, die Bittner und Joffe nicht gefällt.
Also, ich habe ständig und immer wieder irgendwelche Hinweise gelesen. Ich habe in DWDL den Bericht “Zeit”-Journalisten erwirken EV gegen ZDF-“Anstalt” gelesen:
Der “Zeit”-Herausgeber Jochen Bittner und sein Kollegen Josef Joffe haben eine einstweilige Verfügung gegen das ZDF erwirkt. Auslöser war ein Beitrag der Kabarettisten Max Uthoff und Claus von Wagner in deren Sendung “Die Anstalt”. Beide hatten sich in der Sendung vom 29. April mit mehreren deutschen Journalisten befasst und die Verbindung zu transatlantischen Lobbyverbänden kritisiert.
Was ich noch nicht gesehen habe, ist der strittige Abschnitt, weswegen Bittner und Joffe sich auf den Schlips getreten gefühlt zu haben glauben.
Aber mal im Ernst: Was glauben die beiden damit zu erreichen? Dass alles verschwindet? Hokuspokus und weg ist alles? Schließlich sind sie, zumindest bislang nach dem aktuellen Stand “im Recht”. Oh Ihr armen Ungläubigen, die Ihr an das Recht glaubt? Gerade Ihr als Journalisten solltet doch dem Kabarettismus huldigen und nicht dem Prinzip “Aber ich habe Recht, die anderen sind böse!”
Glaubt Ihr im Ernst, dass jetzt alles vergessen ist? Glaubt Ihr im Ernst, es ginge noch um “die Sache”? Ich habe die fraglichen Szenen noch nicht einmal gesehen, aber allzu lange kann dieser Zustand nicht anhalten.
[ Qualitätsjournalismus – Die Anstalt 29.04.2014 – die Bananenrepublik ]
Aufgrund Eurer Aktion habt Ihr es auf Anhieb geschafft, mich gegen Euch einzunehmen. Lobbyisten, Kläger, Kein-Spaß-Versteher… alle möglichen Bezeichnungen fallen mir jetzt auf Anhieb ein, wenn ich Eure Namen lese oder höre. Sicher, das wird irgendwann wieder nachlassen… vielleicht.
Aber die Büchse der Pandora hat sich jetzt geöffnet. Ihr selbst habt sie geöffnet. So wie damals Barbra Streisand die Büchse öffnete als sie
den Fotografen Kenneth Adelman und die Website Pictopia.com 2003 erfolglos auf 50 Millionen US-Dollar verklagte, weil eine Luftaufnahme ihres Hauses zwischen 12.000 anderen Fotos von der Küste Kaliforniens auf besagter Website zu finden war.
Abgesehen davon, so beim Sinnieren über das wenige, was ich weiß, und das viele, was ich vermutlich noch nicht weiß, ist diese kabarettistische Berichterstattung nicht nur in diesem Falle auch eine politische und journalistische Berichterstattung. Und wenn getroffene Hunde bellen, dann wird möglicherweise doch etwas dran sein. Könnte jemand jetzt denken. Und eigentlich bellen Bittner und Joffe doch nicht nur als Person sondern auch als “die Zeit”.
Möglicherweise sogar werden Joffe und Bittner täglich bei Google die Ergebnisse zu solchen Beiträgen wie diesen hier zensieren – ups, ich meine natürlich ihr Persönlichkeitsrecht auf Vergessen wahrnehmen, um die Informationen verschwinden zu lassen…
Aber Bittner und Joffe haben die Büchse der Streisand geöffnet. Und ich öffne den Deckel mit diesem Artikel noch ein bisschen mehr.
Bildquelle: Bananenrepublik, Screenshot YouTube aus “Neues aus der Anstalt”
2 Antworten auf „Bittner und Joffe von der Zeit öffnen die Büchse der Streisand“
Udo Ulfkotte hat auch ein Buch über die Verbindungen deutscher Journalisten zu transatlantischen Thinktanks geschrieben: Gekaufte Journalisten.
Von den Qualitätsmedien unisono absolut totgeschwiegen.
Bei der Faktenlage von Ulfkottes Buch scheint es mir allerdings erstaunlich, dass “Qualitätsmedien” es absolut totschweigen. Denn schließlich ist das Buch nach Stefan Niggemeiers Recherchen, die er in “Die Wahrheit über die Lügen der Journalisten” beschreibt, mehr als nur angreifbar.