Auf Twitter bekam ich mit, dass 53 Künstler (unter ihnen an Jan Josef Liefers und Heike Makatsch) gestern die Aktion #allesdichtmachen gestartet haben. In kurzen Videos kritisieren sie … ja was eigentlich? Schlechte Politik? Gleichschaltung der Medien? Einsperren? Versagen der Medien? Ich bin etwas ratlos, nachdem ich mir vier dieser Videos angeschaut habe. Ihnen gemein ist eine sarkastische und gleichermaßen mir verschlüsselt erscheinende Grundhaltung.
Ein Kommentar.
Die Künstler der Aktion bekommen einerseits Zuspruch aus “der rechten Ecke”. Andererseits bekommen sie von anderen Kritik, sie hätten sich mit ihrer Wortwahl und ihrem Tenor da sehr rechtlastig erscheinen lassen (Beispielsweise im Kommentar von Imre Grimm: “Stars gegen den Lockdown: Warum die Aktion „Alles dichtmachen“ eine Verhöhnung der Corona-Toten ist“).
In einem Twitter-Thread äußert Liefers, das jüngste Video habe ein ironischer Kommentar über Prioritäten von Medien sein sollen. Und er weist eine Querdenker-Nähe von sich:
Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä. weise ich glasklar zurück. Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der ich ferner stehe, als der AfD.
Liefert erscheint mir geradezu empört, dass man ihn in dieser oder u.ä. Szenen verortet. Für Liefers muss diese Kritik vollkommen überraschend und unvorhersehbar gekommen sein. Ähm, Jan, …
Inhaltsverzeichnis
Noch alles dicht?
Gerade von einem derart renommierten Schauspieler und Wordkünstler wie Dir erwarte ich, dass er die Macht von Worten und deren rezipierten und zugewiesenen Bedeutungen – die er in seinem Beruf und seiner Berufung ständig einsetzt – auch und gerade in diesem Zusammenhang für eine derartige Aktion einschätzen kann und tut. Offensichtlich hast Du das nicht.
Und inhaltlich: Offensichtlich hattest Du in den letzten zwölf Monaten einen Medienkonsum, der sich nur auf bestimmte Medien mit einer einseitig eingeschränkten Berichterstattung beschränkte. Ansonsten hättest Du ständig und reichliche Kritik durch “die Medien” bemerken müssen. Ich lese, höre und schaue ständig Kritik an Politik und Verwaltung in “den Medien”.
Diese meine Meinung hat sich mir übrigens bei drei weiteren Künstlervideos, die ich mir ertragen habe, ebenso eingeprägt.
Handwerkliche Qualität
Des Weiteren bin ich durchaus überrascht, dass so hochkarätige Künstler, darunter ein sich selbst bezeichnender “Filmemacher”, eine derart schlechte handwerkliche Qualität, insbesondere beim Ton, abliefern. Das kann so ziemlich jeder einigermaßen etablierte “Youtuber” deutlich besser.
Name und Beruf tun etwas zur Sache
Mein Name ist Wotan Wilke Möhring. Ich bin Schauspieler. Aber das tut hier gar nichts zur Sache. Wir sitzen hier alle im gleichen Boot.
Doch, Wotan. Dein Name und Dein Beruf tun sehr wohl hier etwas zur Sache. Denn mit Deinem bekannten Namen in Deinem Beruf positionierst Du Dich und lässt mit ihnen die Macht der Worte und der Rhetorik spielen. Und Du sitzt nicht im gleichen Boot, wie das ein anderer Schauspieler auf Twitter sinngemäß formuliert hat: Denn während Berühmtheiten wie Du im großen Boot der Film- und Fernsehwirtschaft weiter drehen können, sitzen die kleinen Künstler alleine in ihrem kleinen Boot.
Macht der Worte, Rhetorik und Verantwortung
Mit der Macht der Worte und der Rhetorik solltest Du besonders als Schauspieler mit einem berühmten Namen verantwortungsvoll im Bewusstsein ihrer Bedeutung und Macht umgehen. So, wie es auch Liefers hätte machen sollen. So wie Ihr Künstler der Aktion es alle hätten machen sollen.
Natürlich könnt Ihr die inzwischen 31.400 Abonnenten Eures Youtube-Kanals als Erfolg feiern. Vor allem aber solltet Ihr diese Zahl als Anlass dazu nehmen, über die Macht der Worte, Rhetorik und Verantwortung nachzudenken.
Übrigens
- Das Video von Heike Machatsch ist gelöscht.
- Die Videos auf Youtube von allesdichtmachen.