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Umtausch in EU-Führerschein im Hochtechnologieland Deutschland

Die Digitalisierung im Hochtechnologieland Deutschland ist in vollem Gange. Am Beispiel des Umtausches des Führerscheins in den EU-Führerschein im Landkreis Mainz-Bingen verdeutliche ich, wie weit wir bereits gekommen sind. Digitalisierung in Deutschland? Läuft. Irgendwie ein bisschen.

Nach und nach müssen die grauen oder rosafarbenen „Lappen“ sowie die seit 1999 in Deutschland ausgegebenen Führerscheine im Scheckkartenformat in EU-Führerscheine umgetauscht werden (Kraftfahrt-Bundesamt – Fahrerlaubnisklassen). Ich habe mit meinem Scheckkartenführerschein zwar noch Zeit bis 2026, aber dennoch interessiert es mich, wie so ein Umtausch aktuell in unserem Landkreis Mainz-Bingen in vorzunehmen ist.

Vorsicht: Dieser Artikel kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten!

Auf der Website des Landkreises gibt es die Seite „Führerscheinstellen“ mit Hinweisen zum Umtausch „auf einen Klick“. Dort sind ein Online-Formular zur Terminvereinbarung und ein Antragsformular (PDF-Datei) verlinkt.

Ich bin teilweise und zwiespältig freudig überrascht, beschreibt doch immerhin die Seite heute, am 29. Dezember 2022, dass der Umtausch der Führerscheine der Jahrgänge 1953 bis 1958 bis zu ihrer Ablauffrist am 19. Januar 2022 zu einer großen Antragsflut geführt hat, und dass diese Jahrgänge Termine erst im Januar und Februar 2022 Termine bekommen – wenn alle anderen Jahrgänge so verständig sind, dass sie ihre Termine erst ab März beantragen. Erfreut nehme ich zur Kenntnis, dass die Polizei Rheinland-Pfalz vom 19. Januar 2022 bis zunächst zum 19. Juli 2022 das Opportunitätsprinzip anwendet und von der Verwarnung nicht fristgerecht umgetauschter Führerscheine absieht.

Verzeiht mir den langen Satz, aber ich bin überwältigt ob des Verständnisses der und der Polizei ob des Knirschens in einem Verwaltungsakt. Positiv überrascht bin ich insbesondere darüber, dass auch vor fast einem Jahr noch ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen war. Irritiert bin ich, dass kein Bargeld für die fällige Gebühr akzeptiert wird, sondern dass die Zahlung erfolgen muss mit einer -Karte, deren Name und Format bereits 2008 durch die abgelöst wurde und deren Markenrechte seit 2008 bei liegen.

Aber Schwamm drüber. Ich schaue mir das Terminformular an und lade mir die PDF-Datei herunter. Im Terminformular erfahre ich dann auch in einem Pop-Up die Vorgaben für die Beantragung – auch wenn es mir nicht möglich ist, den Text in die Zwischenablage zu kopieren. Aus allem bastele ich mir dann den typischen Ablauf des Umtauschs für einen Bürger des Landkreises -Bingen zusammen.

Terminbeantragung Führerscheinstellen Mainz-Bingen – Hinweise für Umtausch in EU-Führerschein
  • PDF-Datei (natürlich ohne Formularfelder) herunterladen, ausdrucken und ausfüllen. Selbstverständlich hat der Ausdruck viel zu wenig Platz auf dem Papier, um manche der geforderten Angaben in den „Feldern“ einigermaßen leserlich unterzubringen.
  • Voll digital einen Termin vereinbaren, innerhalb von 2 Stunden mit dem Link in einer E-Mail bestätigen. Wow! Und die ersten Termine sind bereits am 12. Januar 2023 möglich!
  • Biometrisches Passfoto mitbringen, das beim Termin eingescannt wird. Selbstverständlich wird solch ein digital erzeugt und dann mittels Druck für den Scanvorgang analogisiert.
  • Einen „Karteikartenausschnitt der ausstellenden Stelle mitbringen“.
  • Gültiges Ausweisdokument mitbringen – ich habe zwar nach 2010 inzwischen meinen zweiten E-Perso, aber dessen digitale Funktionalität war für mich in der Praxis eh nie relevant (außer für eine Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung, die ich ein paar Wochen später sowieso gedruckt zugesendet bekam).
  • Mit dem Auto zu einer der beiden Führerscheinstellen in Bingen oder in Oppenheim fahren – aus ÖPNV- und Zeitgründen ist das eh nur mit dem Auto realistisch.
  • Unterlagen dem auf mich extra wartenden analogen Bearbeiter geben. Irgendwie unterschreiben auf einem extra Unterschrifts-Pad (das habe ich schon mal irgendwann in der Verbandsgemeindeverwaltung in Oppenheim für irgendetwas machen müssen). Vermutlich dürfte das Unterschrifts-Pad eine Sonderanfertigung für nur wenige tausend Euro pro Stück sein.
  • An der Kasse bezahlen, mit EC-Karte (die ich leider 2008 weggeworfen habe)
  • Wieder nach Hause fahren.
  • Warten.
  • Die Bundesdruckerei sendet laut Antragsformular den Kartenführerschein per Einwurf-Einschreiben an meine Meldeanschrift.

Folgende Punkte verwirren mich noch, aber das kann aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung nur vorrübergehend sein:

  • Was ist eine Karteikarte, was ist eine „Abschrift“ selbiger (brauche ich da eine Beglaubigung?), wo und wie erhalte ich die Abschrift und kann ich dazu den Termin online vereinbaren (und wie lautet der URL?)?
  • Wieso muss ich alle bereits ausgestellte Führerscheine (auch ausländische) angeben, wenn doch zumindest die Kenntnis über die inländischen Führerscheine und deren Führerscheinklassen bereits bei den Behörden vorliegen müsste?
  • Muss ich meinen 1982 ausgestellten texanischen Führerschein angeben? Der ist zwar inzwischen abgelaufen, doch eine derartige Einschränkung ist im Formular nicht ersichtlich.

Aber ich bin ja fast am Ziel. Also alles zuletzt doch ganz … halt!

Der bisherige Führerschein wird entwertet und mit einem Vermerk über den Ablauf der Gültigkeit versehen.

Logisch erscheint mir, dass die Entwertung des bisherigen erst erfolgen kann, wenn ich den neuen Führerschein erhalte. Denn ansonsten würde ich vermutlich wochenlang ohne gültigen Führerschein durch die deutschen Lande tuckern. Und was wäre, wenn ich beispielsweise mal wieder im französischen Ausland wäre? Wäre die Gendarmerie womöglich ähnlich verständnisvoll wie womöglich die deutsche Polizei? Muss ich also nochmals zur Entwertung meines bisherigen Führerscheins zur Führerscheinstelle? Nachdem ich den neuen bereits zuhause lächelnd in der Hand halte?

Ich glaube, ich rufe 2025 einfach einmal beim Landkreis an, navigiere mich durch die telefonischen Warteschlangen und erkundige mich. Nur um sicher zu gehen, dass die Online-Angaben wirklich alle vollständig und korrekt sind. Schließlich will ich bei der vollen Digitaliserung der Hochtechnologielandschaft Deutschland korrekt mitmachen

in Deutschland? Läuft. Irgendwie ein bisschen.

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Von Der Schreibende (Frank Hamm)

Der Schreibende (* 1961 in Ingelheim am Rhein als Frank Hamm) ist Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessen, Autor und Wanderblogger | #Blogger, #Jogger, #SunriseRun & #Wandern | #Rheinhessen & #Hawaii Fan. Ich lebe in der Ortsgemeinde Selzen in #Rheinhessen, ca. 15 km südlich von #Mainz. Beiträge dieses Blogs werden automatisch im Fediverse als @frank@derschreiben.de geteilt. Kommentare erscheinen nach Freischaltung beim Blogartikel. Als Person findest Du mich im Fediverse unter DerEntspannende@Digitalcourage.social. Im Blog Der Entspannende berichtet ich über das Entspannen bei Wandern, Genuss und Kultur.

2 Antworten auf „Umtausch in EU-Führerschein im Hochtechnologieland Deutschland“

@frank Interessant fand ich in dem Kontext übrigens auch, dass als Datum der ersten Erteilung der Fahrerlaubnis nicht das Ausgabedatum des U.S.-Führerscheinscheins (in meinem Fall auch aus dem tiefen Süden, aber aus Alabama) galt, sondern das Ausstellungsdatum des deutschen Führerscheins.In einigen Konstellationen bedeutet das nämlich einen Unterschied, welche Führerscheinklassen auf dem neuen Führerschein eingetragen werden.

Du meinst vermutlich das Datum, wenn der Führerschein nach Deutschland übertragen wird? Das kann tatsächlich dann nachteilig sein. Bei mir damals war es so, dass ich eh schon den Führerschein in Deutschland gemacht hattte. Während meiner Zeit dort in Texas war es mehr als zweifelhaft, ob ein Sheriff irgendwo im Nowhere den deutschen (inklusive Übersetzung vom Konsulat) oder internationalen Führerschein anerkannt hätte. So haben alle aus unserer Crew für die USA und für Mexiko noch den texanischen Führerschein gemacht.

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