Ein Fehler ist kein Versagen. Er ist ein Schritt zum Erfolg.
Manchmal sieht etwas wie ein Fehler oder ein Versagen aus. Doch tatsächlich… sieht es eben oft nur so aus. Es ist ein Schritt vor dem nächsten. Und ein Schritt kann für andere wie ein Scheitern aussehen. Wie ein titanisches Abtauchen mit aufgerissener Flanke. In Wirklichkeit lernen wir etwas dabei oder haben etwas gelernt, das wir (oder der Schwan) einfach nur umsetzen zu unserem Vorteil, unserer Ernährung oder unserem Erfolg.
Manchmal kommt tatsächlich kein weiterer Schritt, weil der Fehler der allerletzte war. Doch wie oft geschieht dies in unserer wohlbehüteten “First World”? Wie wahrscheinlich ist es tatsächlich, dass wir einen Fehler begehen und deswegen sterben oder unsere wirtschaftliche Existenz endet? Doch wohl eher unwahrscheinlich. Aber wir haben Angst vor Fehlern. Diese Angst ist in uns tief verankert, denn unsere Eltern, unsere Verwandten, unsere Lehrer, unsere Gesellschaft hat sie uns eingeimpft.
Wir dürfen keine Fehler begehen. Jeder Fehler führt zu einer Abstufung. Bereits die Schule sorgt mit einem ausgeklügelten System für eine Bestrafung im Fehlerfall. Die Note entscheidet, die nächste Note noch mehr, und am Schluss haben ein paar Fehler im Aufsatz, in der Matheaufgabe oder im der Chemieklausur dafür gesorgt, dass wir versagt haben. Wir haben versagt, weil wir nicht perfekt waren und wir deswegen nur eine Durchschnittsnote von 2,5 oder 2,1 haben (oder nur 10 oder 11 Punkte). Und das ist Versagen. Versagen wird in unserer Gesellschaft nicht toleriert.
Es ist wichtig, nicht auf der Stelle zu treten, sondern sich immer weiterzuentwickeln. Lernen ist ist ein Prozess ständiger kleiner Veränderungen. Man macht Fehler, lernt daraus und macht dann weiter.
[ Jon Oringer von Shutterstock im Interview auf Imgriff.com ]
Dass wir mit jedem Fehler etwas gelernt haben, das zählt nicht. Doch Fehler sind wichtig. Wir lernen daraus etwas Inhaltliches. Und wir lernen daraus, mit Fehlern umzugehen. Jeder Schritt ist ein Schritt zum Erfolg, den wir ersehnen oder wollen. Zumindest können wir das so nutzen – ob wir es tun, ist unsere Verantwortung.
Doch die Gesellschaft will uns diese Wahl nicht lassen. Im Job nicht, im Hobby nicht, in der Familie nicht, auf Facebook nicht und auf Twitter nicht. Fehler machen heißt Versagen.
Nein, ich plädiere nicht dafür, immer Fehler zu machen. Ich plädiere auch nicht dafür, kritische Fehler zu machen. Kritische Fehler sind Fehler, die uns selbst in unserer Existenz oder andere in ihrer Existenz bedrohen. Das kann die körperliche Existenz sein, das kann die geistige Existenz sein, das kann die finanzielle Existenz sein. Wir dürfen nicht glauben, dass Fehler keine Konsequenzen haben.
Aber wir müssen Fehler machen, damit wir lernen damit umzugehen und damit zu lernen. Wir müssen abwägen können, wann wir einen Fehler machen “dürfen” und wann nicht. Wir müssen das Hinfallen und das Aufstehen lernen.
Wir müssen mehr Fehler machen. Deswegen müssen wir auch tolerant sein gegenüber Fehler von anderen. Wir dürfen nicht sofort über andere herfallen, weil sie in einer Situation die falsche Entscheidung getroffen haben. Wir dürfen fragen und kritisieren, einschätzen, meinen. Aber wir dürfen nicht vernichten.
Denn sonst wird keiner mehr Fehler mehr machen. Und wir selbst werden, verlernen zu lernen. Wir werden verlernen, über den Tellerrand zu schauen. Wir werden verlernen, andere Menschen zu achten.
Deswegen müssen wir mehr Fehler machen.
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