“Der Kunde ist König” heißt es in Deutschland. Das sieht man inzwischen auch an der Arbeitswelt. Weniger Kunden, weniger Könige bedeuten weniger Fußvolk. Das Fußvolk wird entlassen, wenn die Kunden, die Aufträge weniger werden. Oder wenn die Unternehmenberatung des CEOs Vertrauen sagt: “Die Gemeinkosten müssen 20 Prozent runter”. Das ist kurzsichtig gedacht. Es muss heißen: Der Mitarbeiter ist König.
Mitarbeiter kommen und gehen. Sicherlich ist es auch oft so, dass der Mitarbeiter aus eigenem Wunsch geht. Oft ist es aber auch so, dass das Unternehmen entweder ganz konkret Mitarbeiter aufgrund strategischer oder kostenmäßiger Überlegung “entsorgt” – oder die Umfeldbedingungen schafft, aufgrund derer der Mitarbeiter sich für einen anderen Chef entscheidet.
Zunächst einmal sollte kein Mitarbeiter so gehen, dass er unwirsch und mit schlechten Gedanken auf seinen Arbeitgeber und sein Umfeld geht. Unternehmen müssen endlich anerkennen, dass sie Mitarbeiter als Ressource betrachten und im Falle sinkender Nachfrage auch an dieser Ressource Einsparmaßnahmen vornehmen. Doch der ehemalige Mitarbeiter ist auch Kunde, er ist auch Botschafter des Unternehmen – auch nach seinem Weggang.
Deswegen sollten Unternehmen diese “Ressource” auch so behandeln: Als jemand, der wertvoll für das Unternehmen (hoffentlich) war und es auch zukünftig sein kann. Beispielsweise, wenn ein ehemaliger Kollege eine fachliche Frage hat (“Du, wie war das damals, wie habt Ihr das gemacht?”). Oder wenn für einen möglichen Auftrag der Kontakt zu einem potentiellen Großkunden oder Lieferanten hilfreich wäre – und ausgerechnet der ehemalige Mitarbeiter jetzt in diesem anderen Unternehmen arbeitet und den Kontakt zum Entscheidungsträger herstellen kann (oder er selbst der Entscheidungsträger ist).
Möglicherweise gibt es aber auch wieder mehr Aufträge, mehr Kunden oder mehr Bedarf an Mitarbeitern mit genau diesem Know-How. Daher sollte das Unternehmen bereits zum Weggang eines Mitarbeiters die Basis gelegt haben, dass dieser möglicherweise auch wieder kommen möchte. Als wieder wertvolle Ressource.
Mitarbeiter sind bereits als Mitarbeiter wertvoll als Kunde, als Netzwerk (weil er einen Kommilitonen kennt, der jetzt bei einem wichtigen Technologielieferanten arbeitet) und als Botschafter. Als Social Media vor ein paar Jahren aufkam und es um das neue Rollenverständnis der PR ging (zumindest einigen PRlern), da kam die Idee des Mitarbeiters als PR-Botschafter des Unternehmens auf. Das sehe ich immer noch so. Ein Mitarbeiter ist ein Aushängeschild des Unternehmens. Wie oft erlebe ich im Bekanntenkreis, dass die Erzählungen von Bekannten und Freunden mir mein Bild von Unternehmen und deren Produkten und Leistungen prägen.
Wenn ein Unternehmen es versäumt, seine Mitarbeiter zu “Mitarbeiterlebzeiten” zu integrieren, zu fördern und gut zu behandeln, der bekommt es zu spüren – auch wenn es das gar nicht bemerkt. Und nach der Mitarbeiterzeit wirken diese Employee Relations weiter, womöglich bis über den Pensions- oder Rentenantritt hinaus.
Heutzutage gibt es weit mehr Möglichkeiten als Mitarbeiterzeitschriften, die drei Mal im Jahr an die Pensionäre verschickt werden. Enterprise Social Networks können jede Menge unterschiedliche Netzwerke abbilden und unterstützen. Mit Lieferanten bei wichtigen Ausschreibungen oder Produktentwicklungen. Mit Kunden als Feedbacknetzwerk über Support, Produkt und Unternehmen. Oder mit aktiven, mit ehemaligen oder mit gerade nicht aktiven Mitarbeitern.
Gebt dem Mitarbeiter endlich ein Netzwerk!
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